by Felix Huemer | Jun 24, 2022
Am Anfang stehen eine Idee und der Wille, diese in ein Geschäft umzuwandeln, sprich: eine Firma zu gründen. Doch schnell kommen die ersten Fragen auf – von der zu wählenden Form (Einzelfirma oder GmbH?) und den administrativen Schritten der Firmengründung in der Schweiz bis hin zum Businessplan, der Finanzierung und möglichen Stolpersteinen.
Wir von Helvengo wissen genau, wie sich das anfühlt, denn auch wir haben einen solchen Startup-Gründungsprozess hinter uns. Und bei jedem Schritt haben wir unglaublich viel dazugelernt – und tun das noch immer.
Ein eigenes Geschäft eröffnen in der Schweiz: von der Idee zur eigentlichen Gründung
Um eine Firma zu gründen, braucht es eine Idee und das nötige Branchenwissen
In der Regel beginnt alles mit einer Geschäftsidee. Bei uns hat sich diese aus der Arbeit bei wefox heraus entwickelt – ein Unternehmen, das in der digitalen Versicherungsbranche tätig ist, sich aber auf Privatkund:innen fokussiert. Während unserer damaligen Anstellung erkannten wir: «So etwas bräuchte es auch für den Firmenkundenbereich!». Und damit sind wir schon bei einer ersten zentralen Voraussetzung, um eine eigene Firma zu gründen: Man sollte die Branche wie seinen Hosensack kennen (oder zumindest bereit sein, sich reinzufuchsen). Schliesslich muss man genau wissen, was der Markt bietet und was die Kund:innen suchen und brauchen.
«Für uns war klar: Wir wollen einen echten Unterschied schaffen, die Digitalisierung und digitale End-to-End-Prozesse für KMU-Versicherungen vorantreiben. Und das gelingt uns nur, wenn wir selbst Produktgeber sind.» – Felix Huemer, Co-Founder & Managing Director von Helvengo
Von der Theorie zur Praxis: Wie gründe ich eine Einzelfirma oder GmbH?
Viele Gründer:innen haben am meisten Respekt vor den administrativen Schritten der Firmengründung. Dafür gibt es aber keinen Grund, denn aus eigener Erfahrung können wir versichern, wenn man ein Geschäft (Startup oder KMU) in der Schweiz eröffnen möchte, sieht man sich recht wenigen bürokratischen Hürden gegenüber.
Sobald man weiss, ob man eine Einzelfirma oder GmbH gründen möchte, kann man sich an einer Checkliste orientieren oder sich professionelle Hilfe von Firmen wie startups.ch oder IFJ holen. Wir haben Helvengo im Jahr 2020 als Aktiengesellschaft gegründet und schnell gemerkt: Was wirklich einen Unterschied macht, ob die Gründung problemlos erfolgt oder nicht, ist die Motivation, das Commitment und vor allem ein solider Businessplan.
Herausforderung Firma gründen: Alles steht und fällt mit einem guten Businessplan
Der administrative Prozess muss einfach durchlaufen werden, darum kommt man nicht herum. Und dieser Prozess erfordert viel Geduld. Einzelne Schritte wie z.B. Termine auf dem Notariat oder die Suche und das Einrichten der Büroräumlichkeiten kosten Zeit. Sich dabei stressen zu lassen, nützt allerdings nichts. Akzeptanz ist hier gefragt. Das ist aber nicht die einzige ausschlaggebende Zutat für eine erfolgreiche Gründung.
«Viel wichtiger ist es, eine genaue Vorstellung zu haben, wie man sein Unternehmen in der Zukunft aufstellen möchte, welche Ausrichtung man haben möchte.» – Felix Huemer, Co-Founder & Managing Director von Helvengo
Laut Felix geht es nicht nur darum, eine grobe Vorstellung zu haben, sondern diese auch konkret in Form eines Businessplans aufs Papier zu bringen. Wenn dieser erst einmal steht, sollte man ihn kritisch hinterfragen (lassen) – am besten auch mithilfe von externen Expert:innen. Schliesslich basiert darauf die zukünftige Geschäftstätigkeit. Eine zentrale Frage dabei ist: «Komme ich irgendwann an den Kostendeckungspunkt (Break-Even-Point), also ist mein Unternehmen langfristig rentabel?»
Lautet die Antwort darauf «Nein», muss man sich überlegen, ob die Geschäftsidee wirklich einen Business Case hat. Ansonsten sollte man sie vielleicht radikal neu denken oder sogar verwerfen – so hart das auch klingen mag. Die Antwort lautet «Ja»? Umso besser, dann kann es losgehen mit dem Abenteuer Firmengründung! Dabei muss dir aber bewusst sein, dass hier der volle Einsatz der Gründer:innen erforderlich ist, um erfolgreich zu sein. Und das nicht nur während der Gründungsphase, sondern auch während der ersten paar Jahre nach der Gründung (und am besten noch darüber hinaus).
Erfolgreich eine Firma gründen: Wie sieht es aus mit der Finanzierung?
Der Businessplan ist erstellt, die Firma offiziell gegründet und ins Handelsregister eingetragen. Doch wie sieht es mit der Finanzierung aus? Wenn man nicht viel eigenes Kapital mitbringt (und das tun wohl die Wenigsten im Startup- und KMU-Umfeld), braucht man Fremdkapital. Ein möglicher Weg, den auch wir eingeschlagen haben, ist, Investor:innen mit ins Boot zu holen.
💡 Bei Startups, die sich durch Venture Capital finanzieren, ist es empfehlenswert, von Anfang an einen juristischen Beistand hinzuziehen. Es gibt spezialisierte Anwält:innen extra für diesen Bereich, die einen vor kostspieligen Fehlern bewahren.
Dazu muss man in einem ersten Schritt den Markt verstehen: «Welche:r Investor:in passt zum Stadium, in dem sich mein Unternehmen gerade befindet?» Wir empfehlen dir, das vorhandene Netzwerk zu nutzen, um mit den ersten Investor:innen in Kontakt zu kommen. Denn selbst wenn diese nicht investieren, empfehlen sie einen vielleicht weiter und man bringt den eigenen Namen in wichtigen Kreisen in Umlauf.
Unsere wohl grösste Lehre, die wir aus diesem Prozess ziehen: Bei der Suche nach geeigneten Investor:innen braucht man viel Geduld und darf sich nicht gleich entmutigen lassen.
«Wenn man eine Idee hat, sollte man nicht gleich enttäuscht sein, wenn die ersten Absagen von Investoren reinkommen. Es ist ganz normal, dass man deutlich mehr NEIN als JA hört.» – Felix Huemer, Co-Founder & Managing Director von Helvengo
Jede Absage ist als Übung mit Lerneffekt zu sehen, sodass man umso mehr bereit ist, wenn es dann die oder den perfekte:n Investor:in vom eigenen Startup zu überzeugen gilt. Felix hatte in diesem Prozess z.B. Phasen, in denen er vier- oder fünfmal am Tag die gleiche Präsentation gehalten hat. Und das war es trotz einiger «Nein» am Ende wert, denn so hat er gelernt, worauf es dabei ankommt und was die Investor:innen wollen.
«Ich sage immer: Professionalism comes with repetition.» – Felix Huemer, Co-Founder & Managing Director von Helvengo
Doch Achtung! Wenn dann endlich das langersehnte «Ja» kommt, sollte man vor lauter Freude trotzdem nicht gleich einen Vertrag unterschreiben. Ein Investitionsangebot muss für beide Seite passen. Man sollte aufpassen, dass die Bewertung nicht zu tief ist und keine für die Gründer:innen unvorteilhaften Klauseln – wie z. B. Liquidationsvorzüge – eingebaut werden.
Die folgenden Fragen gilt es bei solchen Verträgen zu beachten:
- Wer darf was?
- Wie viel Macht hast du als Verwaltungsrat noch in deiner Firma?
- Bei welchen Entscheidungen braucht es die Zustimmung der Investor:innen?
- Welche Voraussetzungen musst du erfüllen?
- Wie stark wird dein Unternehmen durch Fremdanteile verwässert?
Und: Wenn man die Wahl hat, sollte man Investor:innen bevorzugen, die sich in der Branche auskennen. So profitiert man neben dem Kapital auch noch von wertvollen Tipps und Kontakten.
Wir drücken dir die Daumen, dass du wie wir bei Helvengo mehr Investitionsangebote bekommst, als nötig wären, und du so die Qual der Wahl für die perfekten Investor:innen hast.
💡 Wie kann man Investor:innen überhaupt für sich gewinnen?
- Marktpotenzial: Gibt es einen echten Business Case und ist das Geschäftsmodell skalierbar?
- USP: Was ist der Unique Selling Point des Startups/KMU?
- Teamstärke: Wie gut ergänzen sich die Gründer:innen mit ihren individuellen Stärken? Werden alle wichtigen Bereiche abgedeckt? Funktionieren die Gründer:innen auch auf persönlicher Ebene gut als Team?
Und dann? Von der Finanzierung zum ersten Produkt
Wenn die Finanzierung erst einmal steht, geht es ans Eingemachte: das eigentliche Produkt. Aus unserer Gründungsgeschichte haben wir gelernt, dass dies ein langwieriger Prozess ist und man auch bereit sein muss, Geplantes wieder zu verwerfen, um neue Erkenntnisse einweben zu können.
Wir dachten z.B. am Anfang, dass wir die IT an Drittanbieter auslagern können, haben dann aber schnell gemerkt, dass sie unbedingt intern gemacht werden muss, damit unser Produkt funktioniert. Und selbst mit dem Go-live ist der Prozess noch lange nicht abgeschlossen. Wir entwickeln unser Produkt laufend weiter – und das ist auch gut so.
Grundsätzlich gilt im Startup-Bereich: Oft braucht alles (viel!) länger als geplant. Man muss also genügend Puffer einbauen, damit es nicht gleich in Stress ausartet, sollte man im Vergleich zum Plan etwas hinterherhinken.
Und wenn es doch mal schwierig wird, erfordert es ganz einfach viel Resilienz.
«Mit Resilienz meine ich, nicht zu früh aufzugeben, aber auch, dass man sich nicht zu sehr unter Druck setzen lässt. Du solltest dich wirklich um ein Setup bemühen, das aus deiner eigenen Sicht perfekt ist.» – Felix Huemer, Co-Founder & Managing Director von Helvengo
💡 Firma gründen: Welche Versicherungen brauche ich für mein Unternehmen?
Als Startup oder KMU gibt es einige obligatorische Versicherungen, die man abschliessen muss. Wenn man die ersten Mitarbeiter:innen einstellt, werden das z.B. mit der BVG und UVG noch mehr.
Gerade am Anfang kann es immer wieder Überraschungen geben. Da ist es beruhigend, wenn man sich voll und ganz aufs unternehmerische Risiko konzentrieren kann, und nicht noch Unvorhergesehenes im Blick haben muss. Denn viele Risiken (z. B. im Zusammenhang mit Rechtsstreitigkeiten oder Cyberkriminalität) kann man extern absichern.
Es lohnt sich also, sich frühzeitig auch mit nicht-obligatorischen Versicherungen auseinanderzusetzen, denn wenn ein Schaden eintritt, ist es leider schon zu spät.
Wir von Helvengo machen dir das ganz einfach – mit unseren Produkten, die auch für junge Startups erschwinglich und ganz leicht online abzuschliessen sind.
Versicherungsservice von Helvengo entdecken
Erfolgreiches Schweizer Startup gründen: Diese Stolperfallen gilt es zu vermeiden
Wir sind der Meinung: Nicht alle Fehler muss man selbst gemacht haben, um diesen auszuweichen. Deshalb wollen wir einige mögliche Stolpersteine auf dem Weg zur erfolgreichen Firmengründung aufzeigen – respektive wie Gründer:innen diese umgehen können.
Branchenspezifische Risiken kennen
Jede Branche hat ihre ganz eigenen Tücken. Für uns im Versicherungsbereich ist beispielsweise eine grosse Herausforderung, das Vertrauen der Broker und Endkund:innen zu gewinnen. Diese ganz spezifischen Herausforderungen, für die man genügend Ressourcen einplanen sollte, gibt es in jeder Branche.
Unser Tipp: Mach dir also bewusst, welche Challenges und Risiken für deinen Businesszweig typisch sind, und sichere dich gegebenenfalls auch über Versicherungen dagegen ab.
Traurig, aber wahr: Die Welt hat nicht auf dich gewartet
In 99.9 % der Fälle hat die Welt nicht auf dein Produkt gewartet, sie weiss vielleicht noch nicht einmal, dass sie es braucht. Es ist deshalb falsch, davon auszugehen, dass es gleich weggeht wie warme Weggli, selbst wenn es noch so toll und innovativ ist. Viele Menschen scheuen Veränderungen und müssen erst einmal von neuartigen Produkten und Services überzeugt werden.
Unser Tipp: Setze deine Erwartungen an potenzielle Verkäufe und Umsätze realistisch und nicht zu hoch an. Steig lieber tiefer ein und stecke deine Ziele dann nach und nach höher.
Nicht zu unterschätzen: Steuern & Administratives
Es gibt unzählige steuerliche und administrative Dinge sowie (je nach Branche mehr oder weniger) Vorgaben und Compliance-Richtlinien zu beachten – erst recht auch nach der Gründung.
Unser Tipp: Wenn du keine Zeit und Lust hast, in diesen Dingen eigene Expertise zu erlangen, solltest du dir am besten professionelle Hilfe holen, um später keine bösen Überraschungen (z. B. in Form von Bussen oder hohen Steuernachzahlungen) zu erleben.
Alles. Braucht. Seine. Zeit.
Apropos Zeit und Lust: Man darf auch nicht unterschätzen, wie limitiert die zeitlichen Ressourcen anfangs sind. Deshalb ist es wichtig, richtig zu priorisieren und nicht alles gleichzeitig machen zu wollen. Denn alles braucht seine Zeit (und meistens noch ein bisschen länger). Unsere Seed-Phase hat beispielsweise etwa sechs Monate gedauert – wir rechneten damals mit zwei bis drei Monaten.
Unser Tipp: Setze radikal deine Prioritäten und plane für jeden Schritt mehr Zeit ein als du glaubst, dass es braucht.
Und immer schön flexibel bleiben
Wir haben es schon angedeutet: Es werden immer wieder Situationen auftreten, die erfordern, dass man seine Pläne überdenkt oder über Bord wirft. In solchen Fällen gilt es, Ruhe zu bewahren und flexibel zu bleiben.
Unser Tipp: Sieh es positiv: So wird es wenigstens nie langweilig und du kannst deine Kreativität und lösungsorientierte Denkweise unter Beweis stellen.
Ein eigenes Unternehmen gründen: das Wichtigste im Überblick
Sei beruhigt, auch bei uns lief nicht immer alles rund, doch wir haben den Schritt in die Selbständigkeit nie bereut. Wenn du mit genauso viel Leidenschaft und Einsatz an die Firmengründung gehst wie wir damals mit Helvengo, kommt es sicher gut mit deinem Business. Und egal, wie stressig es auch werden mag, denke immer daran: Eine gute Geschäftsidee zu haben und diese zu verwirklichen ist eine wahnsinnige Chance, ja ein Privileg.
Falls du doch an den Punkt kommst, an dem du am liebsten alles hinschmeissen würdest, erinnere dich an diese Worte von Felix:
«Es ist hart, aber the grass is not greener on the other side.» – Felix Huemer, Co-Founder & Managing Director von Helvengo
Dein Einsatz wird immer in irgendeiner Form belohnt. Deine Firma ist nämlich kein Selbstzweck, sondern das Gefäss für deine Dienstleistung, dein Produkt, mit dem du einen gesellschaftlichen Beitrag leisten willst. Und das ist das, worum es letztlich geht: deine Vision.
❓ Du stehst kurz vor oder inmitten deiner ersten Firmengründung und hast Fragen? Wir freuen uns, wenn wir dir weiterhelfen können. Teile deine Erfahrungen, egal ob Hürden oder Erfolge im Gründungsprozess, mit uns. Schreib uns eine Mail an info@helvengo.ch.
by Felix Huemer | Mrz 30, 2022
Laut Gabler Wirtschaftslexikon sind Rückversicherungen Verträge, die ein Erstversicherungsunternehmen (Zedent) mit einem anderen Rückversicherungsunternehmen (Zessionär) schliesst. Die Erstversicherer tun dies, um Risiken zu mitigieren, die Zeichnungskapazität zu erhöhen oder die Kapitalanforderungen zu vermindern. Rückversicherer versichern also einzelne spezifische Risiken oder ganze Versicherungsportfolios und garantieren dadurch die Zahlungsfähigkeit der Erstversicherer selbst bei Grossschadensereignissen.
Doch wie funktioniert der Rückversicherungsmarkt? Welcher Nutzen entsteht für Versicherungsunternehmen? Wie heissen die bekanntesten Rückversicherer und mit welchen aktuellen Thematiken müssen sich diese auseinandersetzen?
Schlüsselwort Diversifikation
Die Risikoüberwälzung auf respektive die Risikofinanzierung durch Rückversicherer ist eine klassische Form der Risikoverteilung. Das Risiko der Erstversicherer wird verringern, indem sie einen Teil der Schadenlast übernehmen und so zur Stabilisierung beitragen. Damit die Rückversicherer in der Lage sind, sehr hohe Schadensbeträge abzufedern, sind sie sehr breit diversifiziert und agieren meist global. Zudem sichern sich Rückversicherer häufig auch untereinander ab – was zu einer erneuten Senkung des Risikos führt. Die Rückversicherer investieren hohe Summen an Aktien- und Kapitalmärkten.
Du fragst dich, weshalb Pandemien wie etwa Covid-19 nicht rückversichert werden? Ein Ereignis, das zeitgleich weltumspannend stattfindet, kann nicht diversifiziert werden. Zudem sind Schadenshöhen schwierig schätzbar, weil politische Entscheide die Rahmenbedingungen kurzfristig verändern.
Für Erstversicherungsunternehmen gibt es unterschiedliche Vertragsmöglichkeiten, um sich abzusichern. Die zwei Gängigsten sind hier kurz erklärt: Im Schadensfall bezahlt der Rückversicherer einen, im Voraus festgelegten Anteil der Gesamtschadenssumme an den Versicherer – dies ist die sogenannte Quotenrückversicherung. Die zweite Möglichkeit ist, dass der Versicherer im Schadensfall eine maximale Summe an Selbstbehalt selbst bezahlt. Der Rückversicherer übernimmt die Differenz zwischen der tatsächlicher Schadensumme und dem Selbstbehalt des Erstversicherer. Dies ist die sogenannte Exzedentenrückversicherung.
Und dank dieser Form der Umverteilung von Risiken und Aufteilung von finanziellen Mitteln, kann das Versicherungssystem, das die «normalen» Endverbraucher:innen von Versicherungen kennen, überhaupt erst funktionieren. Denn trotz dessen, dass Rückversicherungen nur selten direkt mit den Endversicherten operieren, sind diese im Hintergrund omnipräsent. Sei es die Sach-, Lebens- oder Krankenversicherung. Nebst Bereitstellung finanzieller Mittel stehen Rückversicherer auch anderen Unternehmen und Staaten beratend zur Seite und unterstützen sie dabei, Risiken frühzeitig zu antizipieren und mit entsprechenden Strategien zu steuern.
Zuerst in Deutschland
Menschen haben sich schon seit Jahrtausenden versichert, doch wann entstand der Gedanke, dass eine Erstversicherung nicht ausreicht? Der Ursprung der Rückversichern liegt im Aufkommen grosser Katastrophen. So etwa die Zerstörung von ganzen Städten durch Feuer im 19. Jahrhundert, als klar wurde, dass eine grössere Absicherung notwendig ist, um wirklich alle Schadensfälle abdecken zu können. Bekannt ist, dass der Grossbrand von Hamburg im Jahr 1842 ein Auslöser für die Gründung der Rückversicherung «Kölnischen Rück» war. Die Kölnische Rück, heute Gen Re, ist die älteste Rückversicherung der Welt. Auch die Swiss Re wurde im Jahr 1863 gegründet, nachdem in Glarus zwei Jahre vorher ein Grossbrand gewütet hatte. Heute hat die Swiss Re Gruppe ihren Hauptsitz in Zürich und ist über ein Netzwerk von rund 80 Geschäftsstellen weltweit tätig. Zu den weltweit grössten Rückversicherern zählen nebst der Swiss Re auch die Munich Re und Hannover Rück. Auf Platz vier und landen SCOR S.E (Frankreich) und Berkshire Hathaway (USA).
Kernthermen der Rückversicherungen
Kernthemen von Rückversicherern sind nebst Naturkatastrophen und Klimawandel auch die alternde Bevölkerung sowie die Cyber-Kriminalität. Generell lässt sich sagen, dass die zu versichernde Risiken immer komplexer und vielfältiger werden. Gefahren, die zum Beispiel im Zusammenhang mit Big Data oder künstlicher Intelligenz entstehen, sind schwieriger zu quantifizieren als ein Feuer oder ein Sturm. Zudem werden sämtliche Arbeitsprozesse immer mehr datengesteuert und automatisiert. Die Rückversicherungsindustrie befindet sich im stetigen Wandel und müssen neuartige, zukünftigen Risiken (sog. «Emerging Risks») erkennen und monetär bewerten.
by Felix Huemer | Mrz 22, 2022
Komplexität meistern
Alltag und Arbeitswelt sind heute deutlich weniger planbar und berechenbar als in der Vergangenheit. Was wiederum zur Folge hat, dass die Anforderungen an Anpassungs- und Reaktionsgeschwindigkeit immer weiter zunehmen – sowohl im privaten als auch im unternehmerischen Kontext. Das moderne Unternehmen unterliegt komplexen Wechselwirkungen im Spannungsgefüge der organisatorischen, konjunkturellen und gesellschaftsbedingten Einflüsse. Für langfristiges Fortbestehen muss Resilienz gelebt werden.
Organisationale Resilienz betrifft alle Unternehmensebenen; zwei sind hier besonders hervorzuheben. Einerseits sollten auf Strukturebene die Prozesse und die gelebte Kultur dazu beitragen, flexibel und effektiv auf Veränderung reagieren zu können. Andererseits trägt die Führung auf menschlicher Ebene entscheidende Verantwortung, Resilienz zu fördern, selbst zu leben und diese durch gezielte Massnahmen bei den Mitarbeitenden bewusst zu stärken.
Beispiel Covid: Achtsame Führung führt zu organisationaler Resilienz
Was heisst es nun für Führungskräfte, Resilienz vorzuleben und anzustreben? Nehmen wir das Beispiel der Pandemie: In den vergangenen zwei Jahren geschahen viele Ereignisse, über die wir keine Kontrolle hatten und Führungskräfte mussten sich zahlreichen Herausforderungen stellen, die nicht zu antizipieren waren. Resiliente Führung beginnt mit guter Selbstführung – also mit dem Wahrnehmen und Regulieren von eignen Emotionen. So kann man auf persönlicher Ebene schwierige Situationen ohne langfristige Beeinträchtigung überstehen und im besten Fall daraus lernen. Achtsame Individuen, die wissen wodurch sie in schwierigen Situationen Stabilität erhalten und sich bewusst sind, was ihnen guttut werden zu resilienten Individuen. Resiliente Individuen sind belastbar, verfügen über ein hohes Durchhaltevermögen und sind widerstandsfähig. Und eine Gruppe von resilienten Individuen bilden eine resiliente Organisation. Führungskräfte fungieren dabei als Vorbild für die Mitarbeitenden. Sie leben vor, wie man authentisch, achtsam und trotzdem entschlossen durch eine Belastungssituation geht. Bereits kleine Achtsamkeitsmassnahmen wie bspw. genug schlafen, spazieren am Mittag, Pausen zwischen virtuellen Meetings, Dankbarkeits-Journal führen etc. helfen, Resilienz zu fördern.
Resilienz im Team
Resiliente Führungskräfte, die ihren Teams auch in unsicheren Zeiten Orientierung geben können, schaffen eine gute Voraussetzung für die Resilienz aller Teammitglieder. Nebst der gelebten emotionalen Intelligenz muss also auch eine möglichst beständige, zielstrebige Führung vorgelebt werden. Das heisst, die Führungsebene sollten Krisen mit der Belegschaft thematisieren, Massnahmen zeitnah und klar kommunizieren und Interesse am Wohlbefinden des Einzelnen signalisieren. Das Ziel ist immer, Krisen unbeschadet zu bewältigen – und sogar gestärkt aus ihnen hervorzugehen. So werden resiliente Unternehmen auf Dauer krisenfest und widerstandsfähig.
Die Art und Weise, wie sich Führungskräfte Herausforderungen und Lerngelegenheiten stellen, färbt direkt auf ihre Teams ab. Führungskräfte, die in unvorhergesehenen Situationen eine Haltung der Neugierde, Offenheit und Lernbereitschaft einnehmen, sind auf bestem Wege, sich selbst und das Team erfolgreich durch grosse Herausforderungen zu führen.
by Felix Huemer | Jan 24, 2022
Zwischen Teamgefühl und Agilität
Mit fortschreitender Digitalisierung und Globalisierung führen immer mehr Unternehmen Remote Work Regelungen ein. Dieser Trend ist durch die Pandemie noch einmal beschleunigt worden. Remote Work bezeichnet das Arbeiten ausserhalb des Betriebs unter Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologie. Anders als das Home Office kann die Arbeit nicht ausschliesslich zuhause, sondern an einem beliebigen Ort auf der Welt – auch im Strandhaus in Südfrankreich – erbracht werden. Bei der Ausgestaltung gibt es zahlreiche Hybridvarianten. Den Mitarbeitenden werden generell lange Arbeitsphasen ohne Rückkehr in das Corporate Office ermöglicht. Bei Remote Only ist gar kein Aufenthalt im Corporate Office mehr vorgesehen.
Es versteht sich von selbst, dass diese Regelung nicht für alle Berufe sinnvoll umsetzbar ist. Geeignet ist es insbesondere für Bürojobs und Arbeitsbereiche, die sich lediglich mit einem Computer und einem Telefon erledigen lassen. Um Remote Work dauerhaft und erfolgreich zu implementieren, stehen Führungskräfte und ihre Teams vor neuen Herausforderungen. Was macht in diesem Kontext gute Teamarbeit aus? Welche Implikationen hat die Umstellung auf Remote Arbeiten für bestehende Arbeitnehmende? Wie können neue Mitarbeitende effektiv ins bestehende Team integriert werden?
Flexibilität und Eigenverantwortung für Arbeitnehmende
Remote Work ist in Zeiten von COVID-19 aus dem Arbeitsalltag nicht mehr wegzudenken. Damit dieses Modell funktioniert, müssen die entsprechenden Voraussetzungen für Remote Work geschaffen werden, wie bspw. das Einrichten von einer angemessenen IT-Infrastruktur und etablieren von digitalen Kommunikationskanäle.
Die wahrgenommenen Vorteile von Remote Work scheinen zumindest aus Sicht der Mitarbeitenden zu überwiegen – denn zahlreiche Befragungen zeigen, dass nicht mehr auf die neugewonnene Freiheit verzichtet werden möchte. Zu diesem Ergebnis kam eine aktuell Citrix-Studie, für die 3750 Bürobeschäftigte aus UK, Frankreich, Deutschland, der Schweiz und den Niederlanden befragt wurden. Firmen, die dennoch 100 Prozent Anwesenheit verlangen, werden bei ihren Beschäftigten auf Widerstand stossen. Die Studie ergab, dass 57 Prozent der Schweizer Befragten nach der Pandemie teils von zu Hause und teils vor Ort arbeiten wollen. Zudem sagten rund 40 Prozent der Arbeitnehmenden, sie würden eine Arbeitsstelle ablehnen, wenn keine Homeoffice Möglichkeiten bestehen. Die dabei meistgenannten Vorteile waren etwa die Zeitersparnis durch den Wegfall des Arbeitswegs, gesteigertes Autonomiegefühl, mehr Eigenverantwortung und die erhöhte Flexibilität. Den Arbeitnehmenden wird eine neue Rolle der Selbstorganisation zuteil und Arbeitszeiten können im Homeoffice flexibler eingeteilt werden. Die Unternehmen sind also im Zugzwang. Doch was bedeutet diese Entwicklung für Unternehmen?
Ein Remote Team führen
Unternehmen sind in der Regel nur dann langfristig erfolgreich, wenn die Mitarbeitenden zufrieden sind. Die Einführung oder Erlaubnis von Remote Work allein garantiert noch keine solche Zufriendenheit. Damit das Modell langfristig funktioniert, bedarf es einer ganzheitlich Anpassung der Unternehmenskultur.
In einer virtuellen Arbeitswelt müssen Führungskräfte vermehrt Initiativen ergreifen, die Vertrauen und gute Kommunikation etablieren und stärken. Die optimale Führung im Remote Umfeld ermutigt proaktives Arbeiten und fordert Transparenz. Wie das in der Praxis aussieht? Führungskräfte können zum Beispiel die Mitarbeitenden in wichtige Entscheidungsprozesse einbeziehen und laufend über neue Beschlüsse informieren, wodurch ein Zugehörigkeitsgefühl vermittelt wird. Ausserdem sollte tendenziell eher zu viel als zu wenig kommuniziert werden: Daily Stand Up-Calls mit dem ganzen Team sind eine Möglichkeit – Personalumfragen eine Weitere. So bleiben die Prioritäten und die Kolleg:innen immer auf dem (Bild)Schirm und die Arbeit kann effizient erledigt werden, ohne dabei in der eigenen «Homeoffice-Bubble» zu verschwinden und den Anschluss zum Team zu verlieren. Die Kommunikation ist in den meisten Umfragen die Schwachstelle der Remote Work – sind sich Unternehmen dieser Gefahr bewusst, kann auch gezielt entgegengewirkt und digitale Räume der Kommunikation geschaffen werden.
Ein kleiner Überblick des Potentials von gut umgesetzten Remote Work Modellen für Führungskräfte:
- Motivierte und selbstständige Mitarbeitende
- Kostensenkung (weniger Büroflächen, tiefere Reisespesen etc.)
- Effiziente Integration neuer Kolleg:innen in etablierte Teams
- Ganzheitliche, digitale Dokumentation
- Positionierung als zukunftsorientiertes Unternehmen
- Positive Auswirkung auf das Employer Branding
- Produktivere und zufriedene Mitarbeitende
- Weniger Krankheitsausfälle
Teamgeist stärken
Auch wenn die Vorteile der Remote Work offensichtlich sind – eine grosse Herausforderung stellt die Stärkung des Teams. Dieses Gefühl kann verloren gehen, wenn nicht proaktiv die Kommunikation gefördert und zusätzliche Teambuilding-Massnahmen getroffen werden. Das Fehlen von sozialen Kontakten und von einem Zusammengehörigkeitsgefühl mindert die Produktivität und Motivation. Bereits mit einfachen Aktivitäten können Arbeitgeber den Zusammenhalt stärken. Hier kommen einige praktische Vorschläge.
1. Virtuelle Kaffeepause und Mittagessen
Im Büro sorgen gemeinsame Mittagspausen und kurze Kaffeepausen ganz automatisch für den persönlichen Austausch. Im Homeoffice können solche Pausen auch stattfinden – sie müssen nur geplant werden. Verschicke also gleich jetzt eine Einladung für den ersten virtuellen Lunch an dein Team – möglicherweise sogar mit Gutschein von deinem Lieblingslieferservice!
2. Quiz
Abgesehen von Mittagspausen können auch andere kreative Pausen eingebaut werden. Zum Beispiel in Form von Quiz Breaks. Hier bereiten im wöchentlichen oder monatlichen Rhythmus Mitarbeitende ein virtuelles Quiz vor. Die Fragen können von Allgemeinwissen über Sport bis hin zu fachlichen Themen alles beinhalten. So wird aktiv Zeit miteinander verbracht, kommuniziert und neue Gesprächsthemen angeregt.
3. Kennenlernrunden
Neue Mitarbeitende, neue Teammitglieder, neue Führungskräfte: Teams in Unternehmen entwickeln sich ständig weiter. Damit sich alle Mitarbeitenden untereinander auch remote kennenlernen können, sind regelmässige «Kennenlernrunden» ein probates Mittel.
4. Remote Before und After Works
Freitags auf ein Feierabendbier mit Kolleg:innen treffen, um die Woche abzuschliessen und das Wochenende einzuläuten – ein übliches Ritual das auch remote möglich ist. Und nicht nur das, auch Before Work Events, wie zum Beispiel Wake-Up Yoga oder Mediationen am Montagmorgen für einen entspannten und gemeinsamen Start in die Woche sind remote möglich. Das steigert das Gemeinschaftsgefühl und die Motivation.
5. Status
In den meisten Messenger-Diensten gibt es die Möglichkeit, den aktuellen Status einzustellen. Durch das Nutzen der Statusfunktion kann darüber informiert werden, ob ein kurzfristiger Call, Meeting oder eine Absprache möglich sind. Zudem werden Missverständnisse durch unbeantwortete Nachrichten vorgebeugt. Transparenz ist das A und O in Zeiten von Remote Work.
6. Lob
Das Feiern gemeinsamer Erfolge und erreichter Ziele sollte auch im Homeoffice nicht zu kurz kommen. Hierfür kann zum Beispiel eine separate Chat-Gruppe eingerichtet werden, in der vor allem Lob ausgesprochen wird und Team- oder Einzelerfolge gefeiert werden. Auch monatliche Feedback-Calls helfen dabei, die Motivation aufrecht zu erhalten.
7. Video
Von Angesicht zu Angesicht: Video Meetings fördern die verbale und nonverbale Kommunikation und sollten auf einer regelmässigen Basis abgehalten werden. Hierfür muss sichergestellt werden, dass alle Teilnehmer:innen mit Bild an der Videokonferenz partizipieren können.